Die Immobilienbranche ist ein dynamischer Sektor, der den fortlaufenden Schwankungen im Zusammenhang mit globalen Themen unterliegt. Nach vielen Jahren Boom und steigenden Preisen in der deutschen Immobilienbranche, verursacht durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), geringen Kosten für Baukredite und eine damit verbundene steigende Kaufnachfrage, erwarten Branchenkenner im kommenden Jahr einen Abwärtstrend.
Aufgrund der aktuell krisenhaften weltwirtschaftlichen Situation, ausgelöst durch die Coronapandemie, die Energiekrise und den Ukraine-Krieg, sieht sich die Branche besonderen Herausforderungen gegenüber.
In dem nachfolgenden Artikel wagen wir einen prognostischen Blick in die Zukunft und betrachten die mögliche Marktentwicklung für das Jahr 2023 mit Hinblick auf Risiken und Möglichkeiten.
Sinkende Immobilienpreise zu erwarten
Nach dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2008 stieg die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt. Große Investoren und Privatpersonen investierten vermehrt in Immobilien. Zusätzlich sank der von der EZB festgelegte Leitzins kontinuierlich, bis im März 2016 eine bis Juli 2022 andauernde Nullzinspolitik eingeführt wurde.
Die vermehrte Nachfrage führte über einen langen Zeitraum zu einer fortlaufenden Steigerung der Immobilienpreise und einem großen Boom auf dem Markt.
Eine aktuelle Studie der DZ Bank stellt die Prognose auf, dass die Kaufpreise für Wohnimmobilien im Jahr 2023 im Durchschnitt um vier bis sechs Prozent sinken werden.
Bedeutet dies das Ende der goldenen Zeit in der Immobilienbranche? Was sind die Gründe für die fallenden Preise?
#1 – Anhebung des Leitzinses durch die EZB
Ein Grund für das Sinken der Immobilienpreise ist das Ende der Nullzinspolitik und die Anhebung des Leitzinses durch die EZB. Seit dem 21.12.2022 gilt ein Leitzinssatz von 2,5 %.
Die Inflation hat einen großen Einfluss auf den Immobilienmarkt – steigende Kosten für Verbraucher belasten die Konjunktur. Dies hat zur Folge, dass die EZB gegensteuern muss. Der Leitzins wird angehoben, um die Inflation zu senken.
#2 – Steigende Baufinanzierungszinsen
Die Anhebung des Leitzinses hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen, aber indirekten Einfluss darauf. Die Banken müssen erhöhte Gebühren für die Geldleihe von der EZB bezahlen und geben dies an den Endkunden weiter. Somit sind die Bauzinsen parallel zu den Leitzinsen gestiegen und werden laut Experten fortan weiter steigen.
#3 – Rückgang von Immobilienkrediten
Sowohl die Anhebung des Leitzinses als auch steigende Baufinanzierungszinsen bewirken prognostisch zwangsläufig einen Rückgang von Immobilienkrediten. Gemäß dem Prinzip von Angebot und Nachfrage führen Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Immobilienkäufen zu einer sinkenden Nachfrage.
Es ist davon auszugehen, dass die Banken 2023 den Finanzierungsplan bei einer Neuvergabe von Immobilienkrediten genau prüfen und vermutlich weniger Kredite genehmigen werden.
Weiterhin gelten neue Regelungen bei Immobilienkrediten: Zum 01.04.2023 steigt durch überarbeitete Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Sicherheitseinlage für die Banken von 7 % auf 9,75 %. Die Bank muss dieses Geld bei jedem Kredit aus eigenen Mitteln zurücklegen. Das Geld steht somit nicht dem täglichen Bankgeschäft zur Verfügung. Dies führt voraussichtlich dazu, dass die Banken das Zinsniveau anheben müssen, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
#4 – Teure Baustoffpreise und Lieferengpässe
Immens steigende Kosten für Baumaterial haben bereits im vergangenen Jahr zu einer Preissteigerung von Neubau und Sanierungsarbeiten sowie Unsicherheiten in der Baubranche geführt. Für einige Baustoffe wurden aufgrund von Rohstoffmangel täglich neue Preise festgelegt. Es ist davon auszugehen, dass die Kosten für Baumaterial aufgrund der bestehenden Energiekrise auf einem hohen Niveau bleiben werden, da für die Fertigung und den Transport des Materials viel Energie notwendig ist.
Zusätzlich bestehende Lieferengpässe als unmittelbare Folge des Ukraine-Kriegs führen zu einem Materialmangel und im drastischsten Fall Baustopp auf deutschen Baustellen.
Vorsicht? Ja. Grund zur Sorge? Nein!
Wir glauben: Ja, der jahrelange Boom bekommt einen Dämpfer. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sich eine Investition in Immobilien im Jahr 2023 nicht lohnen kann. Sachwerte als Kapitalanlage sind in Krisenzeiten begehrter als andere Anlageoptionen und können ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Wichtig ist es, langfristig zu denken und in die Zukunft zu blicken – denn bekanntlich kommt nach jedem Abschwung auch wieder ein Aufschwung.
Sie haben Fragen zu diesen Entwicklungen?
In krisenbelasteten Zeiten ist es umso wichtiger, einen starken Partner an der Seite zu haben. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Wir sind passionierte Immobilienmakler mit umfangreichem Know-how. Ihre Themen rund um Immobilien begleiten wir fachkundig und mit höchster Professionalität.
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